Polymere in Kosmetik – Warum ist Microplastik schädlich?

Polymere in Kosmetik – Warum ist Microplastik schädlich?

Das Thema Mikroplastik in der Kosmetik wird in den Medien schon seit einigen Jahren aufgegriffen. Für die Anwenderinnen und Anwender von Hautpflegeprodukten – also für uns alle – stellen sich in diesem Zusammenhang verschiedene Fragen. Was ist „Mikroplastik“ eigentlich? Um welche Kunststoffe handelt es sich, die in verschiedenen Kosmetikprodukten wie Peelings und Duschgels vorkommen? Wir fassen die bisherigen Erkenntnisse für Polymere in Kosmetik zusammen.

Woher stammt die Diskussion um Mikroplastik in kosmetischen Produkten?

Ausgangspunkt dieser Diskussion war die Tatsache, dass immer mehr Kunststoffabfälle im Meer festgestellt wurden. Diese Beobachtung verweist darauf, dass es generell sehr viel Kunststoffe in unserer Umwelt geben muss. Die aus nicht recyceltem Kunststoffabfall stammen. Es handelt sich äußerst langlebiges Material, das entweder achtlos weggeworfen oder gar vorsätzlich durch Entsorger im Meer verklappt wird.

Mikroplastik im Meer

Letzteres ist kriminell und sollte eigentlich kaum passieren können, doch es passiert. Anders wären ganze schwimmende Inseln aus Plastikabfällen von riesigen Ausmaßen, wie sie inzwischen in den Weltmeeren beobachtet werden, nicht zu erklären. Darauf verwies schon im Jahr 2005 die UNEP-Studie „Marine litter – an analytical overview“. UNEP ist das United Nations Environment Programme, also das Umweltprogramm der Vereinten Nationen.

Im Meer beginnt unsere Nahrungskette

Kunststoff ist nicht der einzige Müll, der illegal ins Meer gelangt, doch er macht ~75 % dieses Mülls aus. Etliche Unternehmen und Staaten missbrauchen die Weltmeere als finale Senke für Plastikmüll – zum Schaden der gesamten Menschheit. Die Meere sind nämlich gerade in Bezug auf die Verseuchung mit Kunststoff besonders bedeutsam und schutzbedürftig. In ihnen beginnt ein wichtiger Teil der weltweiten Nahrungskette.

Polymere Definition

Es gibt aber schon länger international koordinierte Arbeiten für den Meeresschutz. Die daran beteiligten Organisationen und Staaten haben vereinbart. Plastikpartikel bis zu einer Größe von fünf Millimetern als Mikroplastik zu definieren. Als Plastik gelten dabei Materialien der drei Werkstoffgruppen Duroplaste, Thermoplaste und Elastomere. Die genaueren Stoffeigenschaften und sonstige Kriterien wie etwa die Form der Teilchen sind nicht näher definiert.

Das UBA (deutsches Umweltbundesamt) verweist in eigenen Statements auf genau diese internationale Festlegung: Alle Teilchen aus den genannten Stoffgruppen bis fünf Millimeter Größe sind Mikroplastik. Teilweise stammen nun diese Teilchen aus kosmetischen Produkten.

Wie kommen Polymere in die Kosmetik?

Mikroplastik in der Kosmetik wird ganz bewusst verwendet, nämlich vorrangig in Peelings und Peelingduschgel. Für ein Peeling, das feste Bestandteile benötigt, erweist es sich aus kosmetischer Sicht durchaus als vorteilhaft. Damit handelt es sich um sogenanntes primäres Mikroplastik im Gegensatz zum sekundären Kunststoff aus Verpackungen, der als Abfall in der Umwelt landet.

Polymere in Kosmetik

Auch in Wasch- und Reinigungsmitteln (sogenannten Detergenzien) werden winzige Plastikteilchen bewusst eingesetzt. Die EU nimmt diese Kennzeichnung in ihr Ecolabel für solche Produkte auf. Dabei definiert sie auch die Verfahren der Herstellung:

  1. Polymerisationsverfahren wie etwa die Polyaddition oder die Polykondensation, durch die Polymere in der Kosmetik aus Monomeren entstehen
  2. mikrobielle Fermentation
  3. chemische Modifikation synthetischer oder natürlicher Makromoleküle

Durch die verschiedenen Arten der Polymere in der Kosmetik und auch durch verschiedene Zusatzstoffe haben die winzigen Plastikteilchen unterschiedliche Eigenschaften. Diese werden aber in den Definitionen des EU-Ecolabels und der Organisationen, die sich um den Meeresschutz kümmern, nicht so exakt erfasst, wie es aus rein chemischer Sicht möglich wäre. Man bezeichnet einfach alle Varianten von kleinen Plastikteilchen in Kosmetik, Wasch- und Reinigungsmitteln als Mikroplastik und hinterfragt weder die genaue Zusammensetzung noch die technische Funktion im Produkt.

Welche Wirkungen haben Polymere in der Kosmetik?

Innerhalb der kosmetischen Produkte gelten sie als relativ unschädlich. Sie erfüllen genau den angedachten Zweck, nämlich beispielsweise in einer Peelingsubstanz einen mechanischen Effekt auf der Haut zu erzielen. Das Problem entsteht erst hinterher.

Anwenderinnen waschen das Peeling ab, die Kosmetik fließt dabei ins Abwasser. Mit diesem gelangt sie letzten Endes in natürliche Gewässer (Meer, Binnengewässer), wo Fische die winzigen Plastikteilchen aufnehmen. Die Fische verdauen sie aber nicht, Plastik wird erst in mehreren Hundert Jahren vollständig aufgelöst. Wenn wir nun die Fische essen, haben wir das Plastik anschließend in unserem Magen-Darm-Trakt, wo es mechanische Schäden anrichtet.

Microplastik im Essen

Es kann auch die Nahrungsaufnahme blockieren, die Verdauung behindern und ein ständiges Sättigungsgefühl verursachen. Das hemmt das Wachstum von Kindern und Jugendlichen, es kann sogar die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen.

Labortest zur Microplastik

Inzwischen gibt es erste Labortests mit Wasserflöhen (Daphnien), denen Mikroplastik verabreicht wurde. Es hat sich gezeigt, dass diese winzigen Tierchen dadurch schlechter wachsen und in ihrer Mobilität eingeschränkt werden. Sie werden die kleinen Kunststoffteilchen auch nicht wieder los. Das ist nur eine von vielen Untersuchungen zur Thematik, aber eine bedeutende: Wasserflöhe stehen ganz am Anfang der Nahrungskette.

Zwar ist der Eintrag von Mikroplastik aus Detergenzien von Wasch- und Reinigungsmitteln sowie aus kosmetischen Produkten vergleichsweise gering. Aus anderen Quellen gelangt viel mehr Plastik ins Meer oder die Binnengewässer. Auch wird ein wesentlicher Teil der winzigen Plastikteilchen bei der Reinigung des Abwassers im Klärschlamm gebunden.

Dennoch sollte das Problem aus einem wichtigen Grund nicht unterschätzt werden: Gerade die kleinsten Plastikteilchen, die so praktisch nur in Wasch- und Reinigungsmitteln sowie in Kosmetik vorkommen, werden von Kleinstlebewesen wie den Wasserflöhen und von Fischen aufgenommen. Größere Plastikteile verschlucken die Meerestiere kaum jemals. Dementsprechend warnt unter anderem das Umweltbundesamt vor Mikroplastik in solchen Produkten und hält sie auch rein produkttechnisch für verzichtbar.

Das hat sich nun bis zu den Verbrauchern herumgesprochen: Es werden Stimmen lauter, welche die betreffenden Industriezweige an ihre Verantwortung erinnern. Sie sollten den Eintrag von Mikroplastik in unsere Umwelt dringend reduzieren, indem sie auf nachhaltige Kosmetik setzen.

Wie reagiert die Kosmetikindustrie?

Das Umweltministerium hat einen Kosmetikdialoges mit den Herstellern der betreffenden Produkte eröffnet. Dabei wurde auf die Notwendigkeit verwiesen, auf Mikroplastik in der Kosmetik zu verzichten. Die Kosmetikindustrie hat darauf mit einer freiwilligen Selbstverpflichtung reagiert: Künftig soll Mikroplastik nicht mehr das bevorzugte Schleifmittel in Peelings (oder, auch Zahncreme) sein.

Microplastik in Kosmetik

Inzwischen gibt es Ersatzstoffe, die den bisherigen Zweck der mechanischen Wirkung ähnlich gut erfüllen. Jedoch verweist das UBA darauf, dass nach wie vor Mikroplastik in Wasch- und Reinigungsmitteln zum Einsatz kommt. Bei den Detergenzien ist nun ebenfalls der Ausstieg aus der Plastikverwendung angedacht.

Nach der Auffassung des deutschen Umweltbundesamtes fehlt aber noch eine EU-weite Harmonisierung entsprechender gesetzlicher Regelungen: Microplastik in soll in Wasch- und Reinigungsmitteln sowie Kosmetik komplett verboten werden. So ein Verbot könnte in die Verordnungen EG 1223/2009 und EG 648/2004 aufgenommen werden, die sich auf die betreffenden Produkte beziehen. Andere EU-Mitgliedsstaaten teilen diese Auffassung.

Polymere Kosmetik Verzicht

Rein technisch ist der Verzicht auf Mikroplastik nicht so schwierig, wie man vermuten könnte. Es gibt auch wasserlösliche synthetische Polymere wie Acrylsäure-Copolymere, die zum Beispiel jetzt schon in Duschgelen als Filmbildner verwendet werden. Für diese liegen gute Testwerte nach der CLP-Verordnung und nach REACh vor, die eine hinreichende Beurteilung der Ökotoxizität ermöglichen. Diese Polymere gelten als deutlich unbedenklicher.

Was können Verbraucherinnen tun?

Verbraucherinnen können strikt auf nachhaltige Kosmetik setzen, die ohne Mikroplastik auskommt. Da die Hersteller die Stimmung gegen Plastik im Abwasser genau registrieren, vermarkten sie inzwischen offensiv diese nachhaltige Kosmetik. Es ist also nicht schwer, entsprechende Produkte zu finden. Sie sind entsprechend gekennzeichnet: Das EU-Ecolabel, der Blaue Engel und weitere vertrauenswürdige Label oder Siegel verweisen darauf, dass in einem Produkt gar keine oder nur sehr wenige schwer abbaubare Stoffe vorhanden sind.

Nach diesen Produkten sollten Verbraucherinnen und Verbraucher bevorzugt greifen. Die Wirkung dieser Produkte ist genauso gut wie die von Kosmetika oder Wasch- und Reinigungsmitteln mit enthaltener Mikroplastik. Allerdings könnten sie manchmal eine Spur teurer sein. Mikroplastik wird vor allem aus Kostengründen verwendet, denn es ist extrem billig. Der Aufpreis liegt aber – wenn überhaupt – bestenfalls im Centbereich. So viel sollte uns der Schutz der eigenen Gesundheit und unserer Umwelt wert sein.

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